Wer kennt es nicht? Man schaut zum Himmel, sieht ein Flugzeug und fragt sich, von wo nach wo es fliegt und welche Airline es ist. Zumindest geht es mir als begeistertem Spotter und Flugsimulator-Piloten seit Jahren so. Über Apps wie FlightRadar24, Plane Finder oder FlightAware gibt es natürlich zahlreiche Informationen, jedoch nicht alle. Warum daher nicht selbst aktiv werden und sich seinen eigenen ADSB-Feeder bauen? Mit einem Linux-Host, einer Antenne für 1090 MHz und einem entsprechenden Stick, kein wirkliches Hexenwerk.
Was ist ADSB überhaupt? Und was macht MLAT?
ADSB oder ausgeschrieben Automatic Dependet Surveillance Broadcast ist grundlegend ein Teil der Überwachung und Sicherung des Luftraumes für zivile und militärische Flugobjekte. Nicht nur Flugzeuge und Hubschrauber verwenden das ADSB-System, sondern inzwischen auch immer mehr Drohnen – so zum Beispiel DJI, wo das System jedoch AirSense heißt. Ein bekanntes Beispiel für ADSB-Tracking dürfte wohl der ehemalige Twitter – jetzt X – Account ElonJet sein. Über diesen wurden die Flüge des Privatjets von Elon Musk getraggt und veröffentlicht. Grundsätzlich handelt es sich bei ADSB auch nach deutschem Recht um eine legale Technik, da das Signal im Gegensatz zu Betriebsfunk, wie zum Beispiel dem Funkverkehr zwischen Flugzeugen und der Deutschen Flugsicherung an alle ausgestrahlt wird.
Optimal zur Verarbeitung der ADSB-Daten besteht auch die Möglichkeit MLAT parallel zu nutzen. Diese Abkürzung steht für Multilateration, also einem Verfahren zur Triangulierung von ausgesendeten Funksignalen. Damit ist eine Ortung von Fluggeräten auch ohne ADSB möglich, jedoch ist die Reichweite deutlich kleiner. Jedoch zeigt sich so auch ein Fluggerät, welches eben keinen Transponder in sich trägt. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein bei mir in der Nähe stationierter Rettungshubschrauber. Dieser taucht offiziell nicht auf in den Apps auf, wird über MLAT jedoch sichtbar.
Was wird für den Empfang benötigt?
In meinem Beispiel verwende ich einen ausrangierten HP ThinClient mit 8 GB RAM und einer 10 GB SSD, Darauf läuft aktuelles Ubuntu Server 22.04 LTS in der grundlegenden Konfiguration. Je nachdem welche Plattformen mit ADSB-Daten befeuert werden sollen, empfielt sich jedoch der Einsatz eines ARM-Boards, wie zum Beispiel dem RaspberryPi. Der Grund hierfür ist recht einfach: Manche Feeder-Software gibt es nur als ARM- jedoch nicht als X86-Variante, womit diese Plattformen mit dem von mir genutzten PC dann nicht bespielbar sind. Daher bitte vorher überlegen, welche Plattformen man bespielen will und dann die entsprechende Hardware wählen. Natürlich benötigt man dann noch die ADSB-Antenne sowie den Stick. Kleiner Tipp: Im Set ist die es günstiger als einzeln.
Zudem werden für die entsprechenden Plattformen, welche bespielt werden sollen, natürlich Accounts benötigt. In meinem Fall Flightradar24 und FlightAware.
So läuft die Installation
Je nachdem welche Hardware genutzt wird, unterscheiden sich die genutzten Scripte minimal. In diesem Beispiel werde ich auf die von mir für den AMD64-basierten Prozessor zurückgreifen.
DUMP1090-FA:
sudo bash -c "$(wget -O - https://raw.githubusercontent.com/abcd567a/piaware-ubuntu-debian-amd64/master/install-dump1090-fa.sh)"
PiAware:
sudo bash -c "$(wget -O - https://raw.githubusercontent.com/abcd567a/piaware-ubuntu-debian-amd64/master/install-piaware.sh)"
Sobald PiAware installiert ist, muss der Client über folgende Seite an den Account gebunden werden.
PiAware-Web:
sudo bash -c "$(wget -O - https://raw.githubusercontent.com/abcd567a/piaware-ubuntu-debian-amd64/master/install-piaware-web.sh)"
FR24FEED
wget https://repo-feed.flightradar24.com/linux_x86_64_binaries/fr24feed_1.0.34-0_amd64.deb
sudo dpkg -i fr24feed_1.0.34-0_amd64.deb
sudo fr24feed --signup
Jetzt einfach dem Assistenten folgen und die abgefragten Daten hinterlegen.
TAR1090 (optional):
sudo bash -c "$(wget -nv -O - https://github.com/wiedehopf/tar1090/raw/master/install.sh)"
So kann man nun zugreifen
Sobald alle Dienste installiert sind, lassen sich die Dienste nun bequem über die lokale IP-Adresse des Hosts aufrufen. Über die jeweiligen Ports oder Verzeichnisse kann man dann auf die Anwendungen zugreifen.
DUMP1090:
http://ip-des-hosts/dump1090/
TAR1090:
http://ip-des-hosts/tar1090/
PiAware-Status:
http://ip-des-hosts:80/
PiAware SkyAware Lokal:
http://ip-des-hosts/skyaware/
Benefits fürs Einspeisen
Sobald man bei FlightRadar24 und FlightAware aktiv einspeist, wird der jeweilige Account auf den Abo-Typ Business bzw. Enterprise hochgestuft – wohlgemerkt kostenfrei. Normalerweise schlagen diese monatlich mit 49,99 Euro sowie 99,95 Euro zu Buche. Alternativ könnte FlightRadar24 Business auch im Jahresabo für 499,99 Euro gebucht werden. Dank der Einspeisung entfallen diese Kosten jedoch – zumindest so lange, wie aktiv Daten übermittelt werden.
Wie weit komme ich nun?
Wie weit reicht nun aber meine installierte Antenne, wird man sich berechtigterweise fragen. Während bei MLAT bereits nach einigen Kilometern – trotz freier Sicht leider schon Feierabend ist, decke ich mit ADSB einen deutlich größeren Bereich ab. In Nord-Süd-Richtung kann man durchaus von einer Reichweite von etwas mehr 150 nautischen Meilen, also ganz grob aufgerundet 300 Kilometern sprechen. Von Hamburg bis München ist es also problemlos empfangbar. Kurz vor dem österreichischen Linz ist mit dem derzeitigen Setup jedoch Schluss. In Ost-West-Richtung ist die Distanz ebenfalls ähnlich und reicht von Warschau bis etwa zur halben Strecke zwischen Würzburg und Frankfurt am Main. Installiert ist die Antenne in etwa 320 Metern über dem Meeresspiegel mit einer freien 360-Grad-Rundumsicht. Für den ersten Versuch nicht schlecht, jedoch besteht noch Optimierungsbedarf, was die Abdeckung auf der Ost-West-Achse nach Westen betrifft. Mit dem aktuellen Ergebnis kann man jedoch mehr als zufrieden sein.
Author: Sara Sloan
Last Updated: 1703563803
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